Naja philippinensis TAYLOR, 1922
Philippinen - Kobra
Northern Philippine Spitting Cobra
Etymologie
philippinensis - nimmt Bezug auf die geographische Herkunft
Synonyme
Naja tripudians var. caeca BOULENGER 1896
Naja naja philippinensis TAYLOR 1922
Naja kaouthia samarensis DERANIYAGALA 1960
Naja sputatrix samarensis
DERANIYAGALA 1961
Naja naja philippinensis — HARDING & WELCH 1980
Naja philippinensis — WÜSTER & THORPE 1990
Naja philippinensis — WELCH 1994
Taxonomische Bemerkungen
Verbreitung
terra typica: Pangasinan Province, Luzon, Philippines
Philippines - Luzon, Mindoro, Masbate, Marinduque. (Palawan?)
Lebensraum und Lebensweise
Bevorzugt nach LUTZ keinen besonderen Habitats-Typ und kann fast überall angetroffen werden. Bekannt und gefürchtet ist ihre Vorliebe, sich bei menschlichen Siedlungen aufzuhalten, wo Unterschlüpfe und Nahrung reichlich vorhanden sind. Das Nahrungsspektrum umfasst sowohl Säuger, als auch Amphibien, Echsen und gelegentlich Schlangen.
Bodenbewohnend, vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, ovipar.

Morphologie
Beschuppung
Dorsalia Nacken 23 - 27, meist 25,Körpermitte 21 (selten 23) , Ventralia
182 - 193, Subcaudalia 36 - 49, in der Regel geteilt (nach WÜSTER & THORPE, 1990)

Färbung
Juvenil: Grundfärbung dunkelbraun bis olivgrün, mit feiner, unregelmässiger heller Gitterzeichnung, Kopf oberseits dunkel, seitlich aufgehellt, Nacken hell, gelegentlich dunkles Kehlband, Nackenzeichnung in Form von 2 schrägstehenden, dunklen Strichen möglich.
Adult: Unifarben von grau, hellbraun, rotbraun, ocker bis dunkelbraun und fast schwarz. Nackenzeichnung, wenn vorhanden, nur noch diffus.

Sonstiges
Schwanz bei beiden Geschlechtern verhältnismässig kurz, visuelle Unterscheidung schwierig.
Speikobra, nach LUTZ (200) "speien" Wildexemplare bei Behelligung unter Drohgebärde und heftigem Fauchen fast immer; im Terrarium konnten wir diesen Vorgang erst einmal beobachten.
Die durchschnittliche Länge wird mit 120 bis 160 cm angegeben, mit möglichen Rekordlängen bis zu 200 cm.

Verhalten
Sehr scheue Naja-Art, lebt im Terrarium sehr zurückgezogen und verschwindet bei Störung sofort im Versteck. Bei Behelligung im Terrarium reagieren die Tiere mit nervöser Flucht, ausserhalb des Terrariums ruhig und gut zu hantieren (tailing).
Vorsicht: Die Scheu dieser Tiere darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bezüglich Giftwirkung um eine der gefährlichsten Naja-Arten handelt und es bei einem Vollbiss sehr schnell um das Leben des Pflegers gehen kann!
Männchen unseres Zuchtpaars
Juvenile Tiere mit Jugendfärbung
  
  
Gift und Giftwirkung
Mischgift mit sowohl gewebe- als auch neurotoxischen Komponenten, wobei letztere durch sehr schnell wirkende postsynaptisch wirkende Neurotoxine die Hauptproblematik begründen. Letaler Ausgang innerhalb 30 Minuten möglich. Antiveningaben in ausreichender Menge und/oder Intubation mit künstlicher Beatmung bis zum Wiedereintritt der Spontanatmung absolut erforderlich.
Nach WATT et al. (1988) manifestierten sich bei 38 von 39 Bissopfern neurotoxische Symptome, die in 19 Fällen zur völligen Atemlähmung führten, bei 3 davon innerhalb 30 Minuten! Nach einer anderen Studie von WATT et al. (1987) soll die Todesrate unter philippinischen Reisbauern bei 107 pro hunderttausend und Jahr liegen; dass nur 8% der Gebissenen ein Krankenhaus erreicht haben, dürfte trotz der spärlich vorhandenen mezinischen Versorgung Zeugnis von der Gefährlichkeit dieser Art ablegen. Auf den Philippinen wird für diese Art ein monovalentes Antivenin hergestellt.
Literatur und Weblinks
Philippinen - Klima
LUTZ, M. (2006) Die Kobras des philippinischen Archipels Teil I: Die Philippinen Kobra, Naja philippinensis Taylor, 1922 Sauria 28(3): 5-11
WATT, G., L. Padre, M.L. Tuazon & C.G. Hayes (1987) Bites by the Philippine Cobra (Naja naja philippinensis): an Important Cause of Death among Rice Farmers. American Journal of Tropical Medicine and Hygiene, 37: 636-639
WATT, G., L. PADRE, M.L. TUAZON, D.G. THEAKSTON & L. W. LAUGHLIN (1988) Tourniquet Application after Cobra Bite: Delay in the Onset of Neurotoxicity and the Dangers of Sudden Release. American Journal of Tropical Medicine and Hygiene, 38(3): 618-622
WATT, G., L. PADRE, M.L. TUAZON, D.G. THEAKSTON & L. LAUGHLIN (1988) Bites by the Philippine Cobra (Naja naja philippinensis): Prominent Neurotoxicity with Minimal Local Signs.
 
Haltung
Zucht
Bilder
 
Terrarium unseres Zuchtpaars
Aufzuchtbox für Jungtiere
Terrarium
Terrariengrösse für ein Zuchtpaar 165/74/80 (L/B/H).
Bodengrund Walderde/Kokos/Sand-Gemisch, teilweise mit Laub, Moos und Grasbüscheln bedeckt. Sehr wichtig für diese nervöse, scheue Art sind Rückzugs- und Versteckplätze, z. B.- grössere gewölbte Rindenstücke. Eine massive Baumwurzel und eine grössere, eingetopfte Grünpflanze vervollständigen die Einrichtung.
 
Männchen
Copyright: Günter Leitenbauer
 
Haltung

Zucht
Im Herbst 2006 erhielten wir durch Eigenimport von den Philippinen (Paradise Reptile Zoo, Mindoro) ein Paar subadulte Naja philippinensis. Wir halten nichts davon, derart nervöse Tiere zuerst eine Zeitlang in sterilen Quarantäne-Terrarien zu halten, sie bezogen also sofort ihre definitive, naturnah eingerichtete und gut strukturierte Behausung. Bis zum Jahresanfang 2007 waren die Tiere nicht mehr zu sehen, wenn man von kurzen Beutejagden anlässlich der Lebendfütterung mit subadulten Ratten absieht; erlegte Beutetiere wurden dabei fast immer in's Versteck gezogen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit verschlungen.
Nach LUTZ (2006) fällt die Paarungszeit in der Regel in die Monate Oktober bis März, und so wurde in diesem Zeitabschnitt besonderes Augenmerk auf die Tiere gelegt.
Mit wachsender Enttäuschung registrierten wir das völlige Ausbleiben von irgendwelchen Paarungsaktivitäten oder Anzeichen davon.
Überraschend wurde Mitte Mai beim Weibchen bei einem seiner seltenen, kurzen "Ausflüge" eine signifikante Verdickung des Hinterleibs festgestellt, jedoch aus naheliegenden Gründen mit einem unbefruchteten Gelege gerechnet.
Die Eiablage erfolgte am 11. Juni, einige Tage nach der Häutung des Weibchens. Frühmorgens fanden wir beide Tiere im Versteck auf 10 überraschend grossen, weissen und prallen Eier liegend.
Die Inkubation in einem Selbstbau-Inkubator bei 27 - 29 Grad erbrachte am 11./12 August 8 gesunde Jungtiere in ihrer spektakulären "Gitterzeichnung".
2008 wieder derselbe Vorgang, keine Anzeichen von Paarungsaktivitäten, Weibchen plötzlich wieder "dick" und, wiederum Tage nach einer Häutung,am 12. April die Ablage von 11 befruchteten Eiern. Diesmal wurden die Eier ebenfalls nachts, jedoch vor dem Versteck abgelegt, und dabei eine Mulde mit Bodengrund und Laub gebildet. Das Weibchen lag zusammengerollt auf dem Gelege und quittierte jede Störung mit Fauchen und Scheinbissen; es musste zur gefahrlosen Entnahme der Eier komplett aus dem Terrarium entfernt werden.
Die Jungtiere schlüpften am 17. Juni, also nach einer Inkubationszeit von 66 Tagen, sozusagen alle gleichzeitig.

Gelege 2008
Schlupf 2008
Die Aufzucht der Jungen gestaltete sich bei beiden Jahrgängen völlig unproblematisch, kurz nach der Postnatalhäutung nahmen alle Nahrung in Form von kleinen, bereits schwach behaarten Mäusen an. Sie werden anfänglich in Plastikdosen wachsender Grösse einzeln gehalten, zum Umsetzen der quirligen Tiere, die kaum auf dem Haken bleiben, werden grosse Futterpinzetten verwendet.
Erst jetzt, im Alter von fast eineinhalb Jahren, beginnt bei den ersten Nachzuchttieren von 2007 langsam die Umfärbung ins uniforme Kleid der Adulti.
Gesamthaft gesehen ist Naja philippinensis eine gut zu haltende, "unkomplizierte" Vertreterin ihrer Gattung, von der man allerdings, bei entsprechender artgerechten Strukturierung des Behälters, nicht allzuviel sieht.
Ein weiterer Nachteil ist natürlich ihre enorme Giftpotenz mit einer möglicherweise rapid verlaufenden Symptomatik; dies und ihr wenig spektakuläres Farbenkleid als Adulti wird die Zahl ihrer Pfleger auch in Zukunft auf erfahrene und überzeugte "Naja-Enthusiasten" beschränken.